
In der Uni wendet sich langsam alles zum Guten. Mittlerweile habe ich die Zulassung zu meinem letzten offenen Kurs bekommen. Vier Kurse belege ich nun: "Relations between EU & Turkey", "European Social and Economic History", "European Integration" und "History of Economic Thought". Alles ist auf Englisch, außer die Gedanken einiger ökonomischer Philosophen. Der Dozent liest eigentlich nur die türkischen Übersetzungen vor. Von Aristoteles zum Beispiel, oder aus dem Koran. Und alles Organisationstechnische bespricht er auch lieber in seiner Landessprache. So habe ich wenigstens immer einen Vorwand, meine Sitznachbarn anzuschnacken. Auch gut. Als einzige Austauschstudentin in dem Kurs bin ich dank seiner stetigen Seitenhiebe wie "wenn Sie denn lesen können" und "Sorry, aber das kann man nur auf Türkisch erklären" mittlerweile bekannt.
Die Lage der Uni ist ein Traum: Mit Blick über den Bosporus, sogar aus einigen Klassenzimmern heraus.

Die Hörsäle sind entweder in noch nicht fertig gestellten Gebäuden untergebracht oder aber museumsreif. Meinen Lieblngshörsaal sehe ich Donnerstags in der 5. Stunde, also um 13 Uhr: Stuckdecken, verzierte Säulen, Holzbänke und eine Tafel, auf der die Kreidespuren nur noch verwischt, nicht aber gelöscht werden können. Ich versuche, später mal ein Bild davon zu machen. Witzig war die Katze, die letzte Woche eine ganze Stunde lang um den Professor herumschnurrte, wenn sie nicht gerade versuchte, Kreide zu fressen oder durch die Reihen stolzierte. Die ganze Uni ist voller Katzen, aber ein solch dreistes Exemplar war mir bis dahin noch nicht untergekommen.
Nach dem Unterricht kann man sich dann in den Clubs umtun. Ich habe mich bei zweien angemeldet: beim Moutaineering Club und beim Paragliding Club. Bei einem von beiden war ich schon, das konntet Ihr oben lesen. Paragliding sollte nächste Woche beginnen. Der Segelclub interessierte mich ja auch, aber wegen des Wetters und der in türkischer Sprache zu verfolgenden Lehrstunden habe ich mich dagegen entschieden. Genauso wie gegen den Snowboard-Club, der mich sofort in ein Renn-Team stecken wollte.
Abends gibt es dann auf dem Campus Konzerte oder Partys. So lange bin ich erst einmal geblieben (siehe oben). Weil die letzten Linienbusse die Uni um zehn passieren, wird an Party-Abenden ein Shuttle-Bus bereit gestellt, der einmal die Stunde zum Taksim-Platz fährt. Der letzte Bus fährt um halb zwölf. Richtig viel besser ist das auch nicht. Und auf dem Rückweg kann man noch einmal den wunderschönen Ausblick genießen.

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