Montag, 29. Oktober 2007

Internetlos

Mein Mitbewohner hat vergessen, die Rechnung zu bezahlen, jetzt haben wir kein Internet mehr. Bitte nicht böse sein, aber das zwingt mich zu einer Pause. Aber dann kommen bestimmt wieder schöne Bilder und Geschichten, ich war nämlich dieses Wochenende mit dem Paragliding-Club unterwegs, habe einen Ausflug nach Edirne gemacht und heute kommen meine Eltern - passend zum Nationalfeiertag. Alles ist voller Flaggen...

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Ole ole ole ole ole ole BESIKTAS!!!




Fußball in der Türkei ist bekannt für seine Extreme, oder? Jedenfalls behaupten alle Türken, dass man in keinem anderen Land Fußballspiele so krass zelebriere wie in der Türkei. Ich kann nur sagen: Im Vergleich zu Deutschland stimmt das!
Gestern abend waren wir - Niamh, meine Mitbewohnerin Silke, Can aus dem Mountaineering Club und ein Haufen Bogazici-Studenten - beim Champions-League-Spiel:
BESIKTAS gegen LIVERPOOL.



Starten sollte das Ganze um 21.45 Uhr türkischer Zeit, damit die armen Zuschauer am anderen Ende von Europa pünktlich zu Bett gehen können - Zeitverschiebung sei Dank. Gegen acht waren wir in Besiktas, und damit waren wir spät. Dort war die Hölle los: Geschrei, Menschen, die auf dem Weg zum Stadion eine zweispurige Straße blockieren, fliegende Händler mit Schachbrettmuster-Mützen, die das Geschäft ihres Lebens zu machen scheinen. In Köln kenne ich solche Bilder von den Stunden NACH dem Spiel, aber auch nur, wenn die Mannschaft gewonnen hat. Hier macht man die Party auch schon vorher. Und sogar relativ unbetrunken, weil es einfach viel zu wenig Kioske gibt, die Bier verkaufen. Wir haben jedenfalls keinen gefunden und mussten deshalb nüchtern zum Spiel.

Im Stadion war ich im Endeffekt froh, dass ich kein Bier getrunken habe. Die Geschichten von dem Versuch, auf Toilette zu gehen, erspare ich Euch. Aber sowas Ekeliges habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Und bisher habe ich auch nicht erlebt, dass ein Typ vom Frauenklo kommt - naja, es gehen eben nicht so viele Türkinnen ins Stadion. Ich würde sagen, über den Abend verteilt habe ich ungefähr zehn gesehen...

Hinein kommt man relativ einfach, ich hatte ein größeres Chaos am Eingang erwartet, stattdessen gab es Scanner, die die Echtheit der Tickets überprüft haben und tatsächlich sogar weibliche Polizistinnen, die einen abtasten. NICHT hineinbringen in ein Stadion darf man übrigens Flaschen, Dosen, Messer, bengalisches Feuer, das übliche halt. Außerdem NICHT ins Stadion bringen darf man Münzen, Feuerzeuge und Labellos. Man könnte die ja auf andere Menschen werfen? Hineinbringen darf man übrigens Regenschirme und Stifte...

Naja, ihr kennt ja die Antwort auf alle Fragen schon...




Wir haben uns dann auf den Weg zu unserer Tribüne gemacht und uns einen Platz gesucht. Stehplätze gibt es nicht, alle haben Sitzplätze. Theoretisch sind die nummeriert, aber daran hält sich keiner. Wir haben uns also einen Weg gebahnt, durch Berge von Sonnenblumenkernhülsen und dezimentertiefe Pfützen, vorbei an Männern, die uns angeschaut haben als seien wir Aliens. Als wir schließlich Plätze gefunden hatten, und uns von den in unseren Socken hineingeschmuggelten Münzen Sonnenblumenkerne gekauft hatten (und natürlich auch für die Scheine Münzen als Wechselgeld zurückbekommen haben), begann die Musik türkische Volksweisen zu spielen und unsere Freunde ein Plakat mit der Aufschrift "Stoppt den Terror" auszubreiten. "Die ganze Welt schaut Champions-League", erklärte Can, "Wir wollen zeigen, was uns gerade bewegt." An den Tribünen waren neben Playstation und Ford-Werbung auch Plakate mit der Aufschrift "Wir alle sind Kemal Atatürk" und "Wir alle sind Brüder" - auf Englisch und auf Türkisch. Neben Besiktas Fanflaggen wehten Banner mit Atatürk-Bildern und natürlich der Nationalfarbe rot. Vor Anstoß gab es eine Schweigeminute, die einzige Minute, in der wir was von den Liverpool-Fans hörten. Aber selbst die haben irgendwann kapiert, dass sie besser die Klappe halten sollten. Niamh nutzte die Gelegenheit, mir im Flüsterton zu erzählen, dass vor ein paar Jahren mal zwei Engländer zu Tode geprügelt worden seien, als sie nach einem Fußballspiel die türkische Flagge angezündet hatten. Beeindruckt zog ich es vor zu schweigen und mir meine Gedanken über den türkischen Nationalstolz zu machen.

Das Spiel war spannend, auch wenn Niamh es sehr passend als "Lottery" bezeichnete. Die Besiktaser haben sich so durch die Gegend gestolpert und als dabei ein Tor für sie fiel, sind die Istanbuler um uns explodiert. Junge, ich hatte Angst von der Tribüne zu fallen, als der sonst so ruhige Can neben mir plötzlich Arme und Beine von sich schmiss. Und natürlich gingen überall die bengalischen Feuer an:



Die Fans von Besiktas haben ein unglaubliches Reportoire an langen und komplizierten Liedern. Über zehn Minuten haben wir nur damit verbracht, der gegenüberliegenden Tribüne der Hardcore-Fans Sätze zuzurufen, die sie wiederum beantworteten. Dann sangen wir ein Lied, das keinen wirklichen Text außer "Ole" und "Besiktas" hatte, dafür wurde jede Strophe mit anderen Gesten begleitet: Klatschen, Winken, Gebetsähnliches Verbeugen, Hüpfen, alles dabei. Wir hatten unseren Spaß!!!





Warum wir alle so komische Grimassen machen und unsere Finger verkrampfen? Das Wappentier von Besiktas ist ein Adler. Die Handhaltung soll wohl an Krallen erinnern. Ich musste mich hauptsächlich dabei kaputtlachen. Das sieht dann so aus:




Ursprünglich war ich ja - dank eines im Unwissen gekauften gelb-rot-gestreiften T-shirts - Galatasaray-Fan (Habe ich das erwähnt? Ich sehe gerade: JA! Am 13. September. Da könnt Ihr auch ein Bild davon bewundern). Das ist einer der anderen zwei großen Fußball-Vereine in Istanbul. Der dritte ist Fenerbahce, dessen Fans blau und gelb als Vereinsfarben tragen. Galatasaray entstand aus der Fußball-Mannschaft des Galatasaray-Lisesis, eines französischen Gymnasiums auf der Istiklal, an dessen golden verziertem Tor ich ungefähr zwei Mal am Tag vorbeikomme. Räumliche Nähe wäre also bei diesem Verein gegeben. Der Stadtteil Fenerbahce liegt auf der asiatischen Seite. Fans dieser Mannschaft habe ich bisher noch nicht kennengelernt, deshalb schied die Mannschaft direkt aus. Besiktas ist ebenfalls ein Stadtteil, durch den ich jeden Tag auf meinem Weg zur Uni fahre. Das Stadium liegt direkt am Bosporus, die Tribüne auf der gegenüberliegenden Seite ist etwas höher, damit die Fans nicht nur das Spiel, sondern auch das Wasser sehen können, das war mir schon sympathisch, als ich das erste Mal an dem Stadion vorbeikam und keine Ahnung hatte, dass Besiktas eine bekannte Fußball-Mannschaft sein könnte.

Entschieden habe ich mich letztendlich wegen der Fans. Vor drei Wochen hatte ich mit Angelo, Daniel und Sabine einmal zum Fußball-gucken verabredet, da spielte Galatasaray gegen Besiktas. Besiktas verlor. Ich mag ja Verlierer-Mannschaften, daran habe ich mich in Köln einfach gewöhnt. In der Kneipe saßen auch zwei türkische Freunde von Daniel. Der eine war Galatasaray-, der andere Besiktas-Fan. Der Besiktas-Fan hat den beißenden Spott seines Kumpels hingenommen und war dabei überhaupt nicht pampig. Ich mag gute Verlierer. Can hat mir dann erklärt, Besiktas-Fans würden es lieben zu verlieren ("we love to lose"), Hauptsache, man könne schreien und Party machen. Das mag ich auch. An der Uni habe ich dann nur Besiktas-Fans kennengelernt. Seitdem Ayse, meine Lieblingstürkin, erklärt hat, dass sie auch zum Spiel geht, war meine Entscheidung gefallen.



Unser kleiner Fan-Club von links nach rechts: Ayse, Niamh, Silke, Can und sein "Bruder" Ali


Achso: Das Spiel ist übrigens 2:1 für Besiktas ausgegangen. Can hat mich zum neuen Glücksbringer erklärt. Ab sofort muss ich bei jedem Spiel dabei sein - sagt er. Mal gucken... Gestern haben wir deshalb bis drei Uhr auf der Istiklal gefeiert. Heute morgen hatte ich um neun Uni. Aber das war es wert!

nochmal was politisches

Gestern habe ich auf dem Weg über den Campus Geschrei und Geklatsche gehört. "Jetzt protestieren sie auch in der Uni!", dachte ich. So ungewöhnlich wäre das ja nicht, auch wenn ich mir keinen Grund vorstellen konnte, der das Rektorat mit dem Krieg in Verbindung bringen würde - denn die Gruppe von knapp 100 Studenten stand vor dem Verwaltungsgebäude.
Wieder habe ich nichts verstanden, dieses Mal aber direkt nachgefragt. "Nein", es gehe nicht um den Irak, "die haben die Wohnheimspreise für die Erstsemestler erhöht". Irgendwie habe ich mich plötzlich wieder wie an der Kölner Uni gefühlt.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Frust

Falls jemand von Euch mal darüber nachgedacht haben sollte, Türkisch zu lernen: Fangt SOFORT damit an. Diese Sprache macht mich kirre. Morgen schreiben wir einen Test und noch immer versuche ich mir zu merken, welche der 13 Zeiten man zu welchem Signalwort zuordnen könnte.
Im Türkisch-Konversationsklub unserer Uni sitze ich zwischen den Stühlen der blutigen Anfänger ("Na-sil-sin-n-n?") und denen der amerikanischen Halbtürken ("Shock iyeyem!") und frage mich beständig, warum die Bedeutung von "yani" einfach nicht in meinem Kopf kleben bleiben will - denn das kommt in jedem zweiten Satz vor. "sozusagen" - "yani" - "sozusagen" - "yani"!
Ganz besonders aber nervt mich natürlich, wenn ich zwischen den Türken stehe und soooo gern wissen möchte, worum es geht. Meistens verstehe ich - dank fehlendem Vokabular - noch nicht einmal, worum sich das Gespräch im ungefähren dreht. Und wenn ich dann auch noch merke, dass sich diese dreisten Menschen über mich unterhalten, könnte ich schreien vor Neugier.
Ohne Sprachkenntnisse bekommt man keinen Einblick in eine Kultur, man bleibt der Außenseiter, dem man alles in einfachen Sätzen noch einmal wiederholen muss. Das ist ein dummes Gefühl und gerade zur Zeit, wo so viele spannende Dinge um mich herum passieren, einfach richtig frustrierend.
Das wollte ich mal losgeworden sein.

Sonntag, 21. Oktober 2007

mehr politisches

auf der istiklal gab es heute eine politische demonstration - die erste, bei der ich wenigstens von ungefähr wusste, worum es geht...nächste woche montag ist hier nationalfeiertag, mal sehen, was passiert! die flaggen hängen schon.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Politisches - muss auch mal sein

Heute gab es - für alle, die es nicht mitbekommen haben - eine Entscheidung des türkischen Parlamentes, dass das Militär innerhalb des nächsten Jahres in den Irak einmarschieren darf, um dort die PKK zu bekämpfen, ohne vorher noch einmal das Parlament zu fragen. Inwiefern das Taktik ist oder nicht, dafür bin ich bei weitem nicht der richtige Ansprechpartner. Aber eine kleine Randbemerkung wollte ich doch loswerden.
Ich habe die Nachricht im Fernsehen gesehen. Über dem Bild war ein Schriftzug, der so etwas wie "Wir gehen in den Irak" bedeutete, unter dem Sprecher ein Laufband mit dem Abstimmungsergebnis (507 : 19) und in der Mitte ein Fußballfeld. Ja, genau, der Kommentator gab seine politischen Schlussfolgerungen vom Rand eines Fußballfeldes in Istanbul ab, schließlich kämpft dort heute abend die Türkei gegen Griechenland. Krönung war, als er plötzlich grinste und anfing zu winken. Berhan - Niamhs Mitbewohnerin - erklärte, das läge daran, dass die Fans im Hintergrund ein Lied sangen, das in etwas sagte, dass alle, die für die Türkei sind, die Hände schütteln sollen.

Dieses Land ist irre.

Montag, 15. Oktober 2007

Mehr Berge!!!



Dieses Wochenende endete der Ramazan mit dem Zuckerfest (Ramazan Bayramı). Weil ich weder gefastet hatte (jedenfalls nicht offiziell), noch eine Familie hatte, mit der ich feiern konnte, habe ich mich dem Mountaineering Club angeschlossen und bin mit Annegret zusammen in die Berge gefahren. Irgendwo in der Nähe von Nigde, also in etwa hier:



Insgesamt waren wir 15 Bergsteiger: 13 Türken, Annegret und ich. Kurzsteckbrief Annegret: 24, Pädagogik (im weitesten Sinne) Studentin aus Marburg, Schwäbin und - was später wichtig wird - Protestantin. Einverstanden Anna?



Aus Istanbul, genauer gesagt, aus Harem (das ist eine riesige Busstation, denkt mal drüber nach!) abgefahren sind wir um halb 10 am Donnerstag abend, unsere Wanderstiefel ausgepackt haben wir um 12 am nächsten Tag. Dann gings mit Sack und Pack auf einer zweieinhalb Stunden Tour zum Basecamp, wo wir unsere Zelte aufgestellt haben - nachdem wir die Kuhfladen vom Platz gekickt haben.



Insgesamt drei Touren haben uns dann am Freitag und Samstag gelehrt, was Wandern auf Türkisch bedeutet: Man rennt wie ein Irrer den Berg hoch, macht alle zehn Minuten eine zehnminütige Pause, damit man sich wieder abkühlen kann, um dann weiter zu hasten. Auf diese Weise konnten wir am Freitag eine Höhle begutachten, in der angeblich Schafe gehalten werden - fragt mich nicht, was die da fressen wollen, da gab es nicht einen Grashalm! Am Samstag haben wir den Weg durch eine Schlucht gewagt, in der man nicht reden durfte, damit die Felsen nicht über einem zusammenbrechen (Fotos werden nachgereicht) und am Nachmittag haben einige von uns noch den Weg zu etwas seltsam anmutenden Gebilden auf sich genommen - ich auch, leider kameralos - aber Can hat mir ein Bild geschickt:




Unsere Gruppe war ziemlich bunt gemischt, zwischen 18 und 26 Jahre alt, alles Studenten der Bogazici-Universität. Vom Doktoranden der Genetik bis zum Psychologie-Studenten alles dabei. Ziemlich irrer Haufen!



Abends saßen wir unter klarem Sternenhimmel und haben uns über Musik, Politik und Kulturunterschiede unterhalten. So habe ich gelernt, was jeder Türke mit dem Namen "Katharina" in Verbindung bringt: Die russische Zarin Katharina, die bei einem Krieg gegen die Osmanen eine Nacht mit dem Padischa "verhandelt" hat und so ihre eigentlich schon totgeglaubten Soldaten heile und gesund aus dem türkischen Moor wieder nach Russland bringne konnte. Den Padischa hat diese Nacht übrigens den Kopf gekostet. Ich werde mich also endgültig von meinem Vornamen verabschieden, und mich nur noch "Filiz" nennen. Diesen türkischen Namen hat mir mein Mitbewohner verliehen.

Oder wir haben gesungen. Jedenfalls Anna und ich. Dank unserer soliden christlichen Grundausbildung haben wir uns irgendwann gekugelt vor Lachen. Es muss irgendwo zwischen "Herr, Deine Liebe ist wie Gras und Ufer" und "Ins Wasser fällt ein Stein" gewesen sein, als wir festgestellt haben, dass man auch als Protestant ganz schön viel aus der Kirche mitnehmen kann. Und dass der Unterschied zu Katholiken kaum zu finden ist. Unsere Türken sahen das anders: Sie meinten, Protestanten wären "gut", Katholiken "schlecht". Sie waren leider nicht dazu zu bekommen, Volkslieder zu singen. Vielleicht haben wir es auch nicht genug versucht.



Das Witzige waren natürlich die Nächte. Zusammengepfercht in zwei Mann Zelten hatten wir viel Zeit, unsere Türkisch-Kenntnisse aufzubessern. Jedenfalls Anna. Ich habe hauptsächlich das Englisch der anderen Studenten trainiert.

In der ersten Nacht war alles noch ähnlich den deutschen Nordsee-Campingurlauben, aber in der zweiten Nacht fing es an zu winden, so dass wir zu viert in unserem Zelt schlafen mussten. Naja, schlafen konnte man das nicht unbedingt nennen. Dank eines Gothik-Metal-Fans namens Can hatte ich das erste Mal richtig Rückenschmerzen. Er hat einfach das halbe Zelt für sich in Anspruch genommen. Das Pärchen (Emra und Asli, wo wir gerade bei Namen sind) hatte die andere Hälfte und ich konnte mir den Platz unter dem Zelteingang gemütlich machen. Annegret hatte es da einfacher und konnte mit Özgür zusammen ihre Zeltmama Hasal beruhigen, die immer aufgeschreckt ist und das Zelt festhalten wollte. Interessante Art, eine andere Kultur kennen zu lernen :)

Aber wir haben es überlebt:



Am Sonntag haben wir dann den Express-Weg zurückgenommen: Den Trecker. Mit sagenhafter "Hasen"(nicht Schildkröten! Landkinder wissen, wovon ich spreche)-Geschwindigkeit sind wir zu unserem Minibus geheizt. Die Rückfahrt hat dann nochmal 15 Stunden gedauert: Rückreiseverkehr nennt sich auf türkisch "bayrami dönüsünün trafigi". Oder so ähnlich. Und dann ist ganz schön viel los auf türkischen Autobahnen.







Und weil - ich erwähnte es bereits - die Busverbindungen nicht so eng sind nachts in Istanbul haben wir schließlich den Rest der Nacht auf dem Dachboden des Clubraums verbracht. In der Uni zu übernachten ist auch mal eine Erfahrung!


Gut, dass ich montags keine Uni habe!

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Nachtrag

WIR HABEN WARMES WASSER!!!

Endlich...und gleichzeitig ein kreisrundes Loch im Küchenfensterglas. Damit wir nicht an einer Gasvergiftung sterben.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Lebenszeichen

Eine weitere anstrengende Woche liegt hinter mir, ich bin mal gespannt, ob ich jemals sagen werde, dass eine Woche nicht anstrengend war...
Weil viele kleine Geschichten passiert sind, habe ich mir ein bißchen Zeit genommen und sie einzeln aufgeschrieben. Wenn Ihr mal nichts zu tun habt, könnt Ihr die ja der Reihe nach lesen. Viel Spaß wünsche ich Euch dabei und eine schöne Zeit, wo auch immer Ihr Euch herumtreibt!

Leben wie Hanni und Nanni

Ich wohne in Galata. Das liegt zwischen Karaköy und Beyoglu. Das wird den wenigsten von Euch was sagen. Aber wenn ich erwähne, dass Karaköy am Goldenen Horn liegt und man von dort in Fußweite von der Hagia Sophia und der Blauen Moschee entfernt ist, und in Beyoglu bis nachts um vier der Bär steppt, könnt Ihr Euch ungefähr vorstellen, dass das relativ zentral ist - oder?

Die Uni liegt in Bebek. Das ist weit weg im Norden. Dort kann man auch wohnen, in Dorms. Einer davon heißt "Superdorm" und ist auch für ausländische Studierende offen.



Nicht nur von außen gleicht die Unterkunft einem Krankenhaus: Die WGs sind mit ausschließlich weißen Möbeln ausgestattet, die Wände sind weiß, die Fußböden mit grauem Linoleum belegt. Poster in den Zimmern sind verboten, genau wie Mikrowellen in der Küche und mehr als eine Kochplatte unter der Dunstabzugshaube. In einer Vierer-WG zahlt man pro Semester 2000 Euro Miete. Das Semester beginnt im September und endet im Januar. Macht 400 Euro im Monat. Ich zahle das Gleiche - in YTL. Gut, dafür habe ich auch bisher kein heißes Wasser und einige andere kleine Probleme. Aber mein Zimmer ist doppelt so groß wie das von Niamh und hat Holzfußboden. Das ist es mir wert.

Für türkische Studenten gibt es eine Alternative. Sie können im Männer- oder Frauendorm unterkommen, für 100 YTL im Monat. Dort lebt man mit acht Kommilitoninnen in einem Zimmer. Ayse aus meinem European Integration Kurs hat mich letztens dorthin eingeladen. Wenn ich mal müde bin, kann ich dort für ein, zwei Stunden in ihrem Bett schlafen, meinte sie, dann bräuchte ich nicht nach Hause fahren...



Nach Hause fahren ist nämlich so ein Ding. Der letzte Bus von der Partygegend in den Norden fährt gegen elf. Danach müssen Taksen benutzt werden. Es versteht sich, dass man nicht betrunken nach Hause kommen darf, oder?

Die Studenten machen deshalb manchmal Partys auf dem Campus. So zum Beispiel letzten Donnerstag. Niamh und ich sind an dem Abend zur "Karaoke-Party" gegangen. Der "Radyo Bogazici"-Club hatte eingeladen und einen der Hörsäle mit silbernen Girlanden in Notenschlüsselform ausgestattet.

Karaoke-Partys im nüchternen Zustand sind etwas witzlos, dachten wir und haben uns am Kiosk zwei Efes-Dosen gekauft. Die werden in schwarzen Plastiktüten abgegeben, damit niemand sieht, dass man Alkohol mit sich herumträgt. Mit dieser Tüte sind wir dann zur Party. Wo man natürlich keinen Alkohol kaufen darf.

Wir haben einen Abstecher in den Raum gemacht, dann sprach Niamh ein sehr wahres Wort: "Surreal".



Es war, als ob man noch einmal Tanzkurs-Luft schnuppern durfte. Alle wackelten etwas verlegen herum, niemand traute sich ans Mikrofon, die netten Menschen sitzen draußen und unterhalten sich. Das haben Niamh und ich auch gemacht. Ich weiß jetzt einiges mehr über den irischen Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten. Und dass Katzen kein Bier trinken, auch wenn man sie ganz lieb bittet.

Residence Permit


Leser mit schlechter Laune sollten diesen Abschnitt vielleicht besser später lesen. Oder gar nicht. Die Gefahr besteht, dass ich unflätige Wörter benutze, bisher konnte ich diese Geschichte nicht ohne roten Kopf erzählen. Sie ist lang. Aber nun ist sie - fast - gelaufen und ich will sie Euch nicht vorenthalten.


Die Geschichte beginnt mit der Ansage meiner Kölner Erasmus-Ansprechpartnerin, man solle sich doch bitte zu gegebener Zeit um ein Visum bemühen. Das tat ich - eine Woche bevor ich losflog. Knapp eine Stunde habe ich im Kölner Generalkonsulat verbracht, 30 Euro musste ich bezahlen, dann hatte ich ein grünweißes Papier in meinem Pass und einen Stempel, der mir sagte, ich müsse mich in der Türkei innerhalb eines Monats bei der Polizei melden.

So weit, so einfach.

30 Tage sind eine lange Zeit und da meine Uni Mitte September anfangen sollte, entschied ich mich, auf den Orientation Day zu warten und mich dann mit Hilfe der Uni um eine "Residence Permit" zu bemühen.

Das erste Mal, als ich beim International Office ankam, bekam ich ein fünfseitiges Formular in die Hand gedrückt. "Ausfüllen, wiederkommen". Darin fragte man mich sogar nach meiner Blutgruppe. Ich hatte keine Ahnung und keine Lust auf den Mist, also habe ich mich wieder gemeldet, mit der dummen Frage, ob Englisch oder Türkisch die gewünschte Formular-Sprache sei. "Türkisch, natürlich". Achso, klar. Und wie komme ich dahinter, was die entsprechenden Wörter sind?

Beim Ausfüllen eines Formulars half mir die Frau aus dem Office. Beim zweiten war sie unsicher und verwies mich an ihren Kollegen. Der war nie da. Bei meinem dritten und vierten und fünften Besuch jedenfalls nicht. Beim sechsten Mal holte ich mir bei ihm einen Rüffel ab, ich hätte ja nur die Hälfte ausgefüllt. Das heißt, den Rüffel holte ich mir nicht von ihm, sondern von seinem Übersetzer, denn der Mensch sprach ja - ich erwähnte es schon einmal - kein Englisch.

Alles fein ausgefüllt und ausgedruckt, verlangte der Mann 105 YTL von mir. "Nö", sagte ich selbstbewusst, "ich will da selbst hingehen". Schließlich kostet das ja 30 YTL weniger und vielleicht könnte das ja auch ganz interessant sein, auf einem türkischen Büro. Ich hatte da mal so einen Artikel gelesen .

"Oh", sagte man mir (indirekt), "aber da spricht keiner englisch" - ich weiß. "Und da brauchst Du noch einen Brief" - ich weiß. "Den kann ich Dir erst Dienstag geben". Na dann.

Bis zu besagtem Dienstag waren meine 30 Tage Meldefrist abgelaufen. Also habe ich mir überlegt, die 30 YTL doch zu bezahlen und mich etwaigen Diskussionen auf dem Amt zu entziehen. Dienstag war der Typ übrigens nicht da. Er war bei der Polizei-Station, um die Unterlagen meiner Kommilitonen abzugeben. Ein völlig überraschender Termin also, klar, dass er mir das nicht am Freitag sagen konnte, die hohle Frucht.

Ich habe also meinen Pass, meine fünfseitigen Unterlagen und 105 YTL abgegeben, um den Ärger los zu sein.

Mittwoch Abend um sechs erreichte mich dann eine Mail unseres geliebten International Relations Offices. Seit diesem Semester habe sich das türklische Recht geändert. Die Uni dürfe unsere Residence Permit nicht mehr für uns beantragen. Da müssten wir nun selbst tun. Am Montag würde ein Bus fahren, um neun. Wir sollten uns bitte innerhalb von 24 Stunden melden, ob wir den nehmen wollen, oder einen zu einer anderen Zeit. Sonst müssten wir dort allein hin. Das nennt sich Service: Sie sind zwei Wochen unfähig, etwas zu organisieren, dann haben wir einen Tag Zeit, um das wieder wett zu machen...

Montags habe ich frei. Ich wollte den Bus also nehmen und meldete mich an. Am Freitag kam die Email mit dem Hinweise, dass sie die Abfahrtszeit von neun auf sieben Uhr verschoben habe. Morgens. Man solle bitte den ganzen Tag einplanen, es dauere tendenziell lange.

Wusstet Ihr, dass in Istanbul die Bahnen erst um zwanzig nach sechs ihren Dienst aufnehmen? Ich nicht. Der Uni ist es im Zweifelsfall egal. Auf jeden Fall saß ich zwanzig Minuten an der Haltestelle, habe mich dann im Laufschritt beim Umsteigen einen Bus gen Norden ausgesucht und konnte erreichte die Uni exakt um 7.15 Uhr - ich konnte dem Bus zur Polizeistation noch winken.

Was tun? Es gibt nur eine einzige Polizeistation, die die Dinger ausstellt. Zusammen mit einer Portugiesin namens Mariana, die wie ich auf das Bussystem hereingefallen war, mit Hilfe von Niamhs Computer und Marianas Mitbewohnerin konnten wir den Weg finden - wir mussten erstmal zurück nach Karaköy (da kam ich gerade her) und dann weiter nach Fatih. Um neun waren wir da.

Kommen wir zum Schlangenkapitel.



(übrigens: allen anderen aus dem Bus wurden die Kameras am Eingang abgenommen. Sicherheitsgründe. Entschuldigt deshalb bitte die schlechte Qualität des Bildes, es ist sozusagen Spionage)

Erstmal stellt man sich an, um eine Nummer zu bekommen. Zwei Männer haben darin ihre Berufung gefunden. Mariana bekam die Nummer 63, ich die 138. Ein System gab es nicht. Jedenfalls haben wir es nicht gefunden.

Dann stellt man sich an, um die Stempel zu bekommen. Dafür sind vier Frauen zuständig. Jeder der etwa 80 Menschen in der Schlange muss dorthin. Nicht zu einer der vier Frauen, nein, der Reihe nach: Erst zur ersten, die drückt einen Stempel ein. Die zweite schreibt etwas. Die Dritte drückt einen Stempel auf eine andere Seite. Die vierte kontrolliert alles und sagt einem dann, wo die nächste Schlange ist, an die man sich anstellen soll.

Im nächsten Büro sitzt ein Mann und trägt nochmals Deinen Namen in ein Formular ein, und dann noch in ein anderes. Manchmal benutzt er rote, manchmal schwarze Stifte. Und manchmal sagt er, dass noch ein Formular fehlt. Wie bei meinem Vorgänger. Seine Eltern sind türkischer Abstammung. Jetzt muss er sich in Besiktas (weit weg gelegener Stadtteil) eine Bestätigung holen, dass sie KEINEN türkischen Pass mehr besitzen. Macht Sinn, oder?

Bei mir fehlte nichts. Schließlich hatten wir die anderen aus dem Bus ja auch gefunden und uns weitere zwei Seiten Formulare für unsere Unterlagen vom Residence Permit Unterlagen Aussteller unserer Uni abgeholt. Der wurde übrigens unterstützt von einem englisch-sprechenden Studenten. Der konnte zwar Englisch, hatte aber keine Ahnung von den Vorgängen, so dass er auch genauso gut türkisch sprechen hätte können. Eine Hilfe war er definitiv nicht.

Weil bei mir nichts fehlte, konnte ich mich an der nächsten Schlange anstellen, um 75 YTL zu bezahlen. Dann bekam ich einen Zettel, mit dem ich zur nächsten Schlange ging, wo man mir meine Unterlagen abnahm, sie mit Schwung in eine große Wanne warf und mir sagte, ich solle nächste Woche wiederkommen, dann sei mein "Heft" für den Pass fertig.



(Das ist Mariana mit dem Abholschein für das Heft vor dem Gebäude der Sicherheitspolizei)


Ok, wer jetzt noch weiterliest, kann sich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe. Wenn man jetzt noch weiß, dass man auch einfach als Tourist einreisen, nach 90 Tagen eine kleine Tour nach Bulgarien machen und wieder zurückkommen kann, kann sich vorstellen, dass ich die türkische Bürokratie gefressen habe.

Deutschland, Deine Verwaltung ist ein TRAUM!

Von Katzen und Säulen, Türken und Partys - Die Uni

Einen ganz normalen Uni-Tag habe ich bisher noch nicht erlebt. Gehen wir mal von einem Donnerstag aus, denn das ist der einzige Tag, an dem mein Stundenplan um neun beginnt. Oder wie man an der Bogazici sagen würde: Zur Stunde eins. So ein Tag beginnt um sieben. Schließlich brauche ich über eine Stunde, um mit Bus und Tramvay (=Straßenbahn) zur Uni zu kommen. Also: Aufstehen, KALT duschen (immer noch, aber das ist eine andere Geschichte), Schokokekse frühstücken (weil mal wieder kein Brot mehr übrig geblieben ist vom Abendessen), los. An dieser Stelle ein Bild von meinem Zimmer. Denkt Euch den Schrank weg, der ist mir vergangene Woche geklaut worden (andere Geschichte)



In der Uni wendet sich langsam alles zum Guten. Mittlerweile habe ich die Zulassung zu meinem letzten offenen Kurs bekommen. Vier Kurse belege ich nun: "Relations between EU & Turkey", "European Social and Economic History", "European Integration" und "History of Economic Thought". Alles ist auf Englisch, außer die Gedanken einiger ökonomischer Philosophen. Der Dozent liest eigentlich nur die türkischen Übersetzungen vor. Von Aristoteles zum Beispiel, oder aus dem Koran. Und alles Organisationstechnische bespricht er auch lieber in seiner Landessprache. So habe ich wenigstens immer einen Vorwand, meine Sitznachbarn anzuschnacken. Auch gut. Als einzige Austauschstudentin in dem Kurs bin ich dank seiner stetigen Seitenhiebe wie "wenn Sie denn lesen können" und "Sorry, aber das kann man nur auf Türkisch erklären" mittlerweile bekannt.

Die Lage der Uni ist ein Traum: Mit Blick über den Bosporus, sogar aus einigen Klassenzimmern heraus.



Die Hörsäle sind entweder in noch nicht fertig gestellten Gebäuden untergebracht oder aber museumsreif. Meinen Lieblngshörsaal sehe ich Donnerstags in der 5. Stunde, also um 13 Uhr: Stuckdecken, verzierte Säulen, Holzbänke und eine Tafel, auf der die Kreidespuren nur noch verwischt, nicht aber gelöscht werden können. Ich versuche, später mal ein Bild davon zu machen. Witzig war die Katze, die letzte Woche eine ganze Stunde lang um den Professor herumschnurrte, wenn sie nicht gerade versuchte, Kreide zu fressen oder durch die Reihen stolzierte. Die ganze Uni ist voller Katzen, aber ein solch dreistes Exemplar war mir bis dahin noch nicht untergekommen.

Nach dem Unterricht kann man sich dann in den Clubs umtun. Ich habe mich bei zweien angemeldet: beim Moutaineering Club und beim Paragliding Club. Bei einem von beiden war ich schon, das konntet Ihr oben lesen. Paragliding sollte nächste Woche beginnen. Der Segelclub interessierte mich ja auch, aber wegen des Wetters und der in türkischer Sprache zu verfolgenden Lehrstunden habe ich mich dagegen entschieden. Genauso wie gegen den Snowboard-Club, der mich sofort in ein Renn-Team stecken wollte.

Abends gibt es dann auf dem Campus Konzerte oder Partys. So lange bin ich erst einmal geblieben (siehe oben). Weil die letzten Linienbusse die Uni um zehn passieren, wird an Party-Abenden ein Shuttle-Bus bereit gestellt, der einmal die Stunde zum Taksim-Platz fährt. Der letzte Bus fährt um halb zwölf. Richtig viel besser ist das auch nicht. Und auf dem Rückweg kann man noch einmal den wunderschönen Ausblick genießen.

Telefonieren - eine Wissenschaft für sich!

Wer in der Türkei sein Handy benutzen will, kann ganz gut ins Schwitzen kommen. Deutsche Handys funktionieren zwar im Allgemeinen, aber nach vier Wochen werden sie rücksichtslos vom türkischen Netz ausgeschlossen - wenn man sie nicht anmeldet. Das kostet zwischen fünf und zwanzig Euro und ist eine Prozedur für sich. Zum Beispiel muss man angeben, wo man das Gerät gekauft hat. Achso: Natürlich spricht keiner der Angestellten in Handyläden Englisch. Das macht das Ganze zu einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Einige Menschen sollen ihr Handy angeblich nicht anmelden haben können. Sagen Gerüchte.
Ich habe mein Telefon deshalb von einer meiner Erasmus-Vorgängerinnen abgekauft. Es ist ein Phillips Handy (ein netter Holländer hat mir letztens erklärt, er habe mal gehört, dass diese Firma Telefone produzieren soll, aber noch nie eins gesehen - obwohl es ein holländisches Unternehmen sei). Auf dem Display ist immer ein blauer Himmel, ein Strand und eine Palme zu sehen, auch wenn ich es ausstelle. Stelle ich es wieder an oder wähle ich eine Nummer, erscheinen Herzchen. Mein Klingelton heißt "Happy Kitchen" und klingt auch so. Es spricht drei Sprachen: Englisch, Türkisch und Rogñol. Bisher konnte mir noch keiner sagen, was das ist und sogar Google ist überfordert, wenn man das eingibt!



Um mit dem Telefon arbeiten zu können, musste ich in einen Turkcell-Laden. Dort verkaufte man mir eine Sim-Karte inklusive 100 Kontör für 15 YTL und eine Kopie meines Personalausweises. Was sind Kontör? fragt sich der geneigte Leser. Einheiten, klar. Aber was ein Kontör kostet und wie viele man davon zum Beispiel für eine SMS bracht, hängt ganz vom Zufall ab. Momentan brauche ich 4 Kontör für eine SMS nach Deutschland, 2 für eine SMS an ein türkisches Handy, einen halben für SMS an Niamh. Gespräche kosten pro Minute zwischen sechs und acht Kontör, deshalb unterlasse ich das lieber. Woher ich das so genau weiß? Nach jedem Gespräch erscheint eine Anzeige: Es sind noch soundsoviel Kontör übrig. Die geht auch nicht weg, wenn man nicht ein wenig auf dem Telefon herumhaut.

Letzte Woche konnte ich endlich meinen Handyvertrag in den angeblich wesentlich günstigeren "Kampuscell"-Vertrag umwandeln. Mit Händen, Füßen und wenigen Brocken Türkisch, einer weiteren Ausweis-Kopie und zwanzig Minuten Wartezeit. Angeblich kann ich jetzt für einen Kontör 10 Minuten telefonieren. Habe ich gestern ausprobiert: Stimmt nicht.

Berge!!!

Am vergangenen Sonntag waren Niamh und ich in den Bergen, in der Nähe von Izmit, mit dem Mountaineering Club. Weil es wunderschön war, hier ein paar Bilder.



(so gings los)



(das sind Niamh und ich. Niamh ist Irin und bleibt ein Jahr hier. She`s a legend, wie sie es nennen würde - sie ist momentan meine Lieblingserasmuslerin)



(Großartige Aussicht!)




(Das ist ein Bild vom größten Teil der Truppe)

Nächstes Wochenende werde ich mit dem gleichen Club in die Berge nach Zentralanatolien fahren und drei Tage Campen und auf einen Gipfel steigen. Manchmal ist es schon seltsam, was man in anderen Ländern so tut. Aber die Leute sind supernett und die Gelegenheit sehr günstig. Für die Fahrt (neun Stunden) bezahlen wir gerade mal 80 YTL hin und zurück, das sind etwa 50 Euro. Zelt und Ausrüstung stellt der Club.

Montag, 1. Oktober 2007

Das kommt davon

Hat jemand von Euch mal Witze über die Messen in der katholischen Kirche gemacht? Ich dachte ja immer, die würden lang dauern. Weit gefehlt. Heute haben wir den Fehler gemacht, zur Gebetszeit sitzen zu bleiben, versteckt in einer der tausend Fensterecken der "Neuen Moschee". Wir waren neugierig. Eine knappe Stunde konnten wir die Frauen auf auf der Empore beobachten, wie sie sich nach einem nicht ersichtlichen Muster verbeugten, aufstanden, auf die Knie fielen, nach rechts und dann nach links schauten. Der Imam jaulte dazu unverständliche Sätze, die sich alle gleich anhörten. Ab und zu grummelten die Männer unten im Chor. Jetzt muss ich jemanden finden, der mir verrät, ob das JEDEN Abend gemacht wird, oder nur an Ramadan...Montagen? Würde mich wundern.
Also Mama: Keine Sorge, ich werde wohl nicht konvertieren. Das ist mir dann doch zuviel des Guten!