Die Bogazici ist nicht nur eine alte, sondern auch eine sehr amerikanische Universität. Zu dieser Tradition gehören die vielen Clubs, die an der Uni um Mitglieder werben. Vom Trekking-Club habe ich bereits erzählt, vom Caving Club glaube ich auch. Snowboarder, Fotografen, Musiker, Tüftler, Physiker und Schachspieler haben ihren eigenen Club, viele andere Namen oder Intentionen haben sich mir nicht erschlossen. Zum Beispiel scheint ein Club sich ausschließlich mit feministischen Fragen zu kümmern, während ein anderer Projekte in Afrika organisiert.
An meinem ersten Uni-Tag hatte ich das Glück, aus Versehen in die Präsentationszelte zu geraten. Besonders interessiert hat mich dort natürlich der Paragliding Club. Wo sonst kann man an einer Uni fliegen lernen? Ich wollte mich also dort in eine Liste eintragen, aber mir wurde der Zugang verwehrt: „Ausländer können hier nicht mitmachen.“ Sinnvoll, schließlich ist es ziemlich wichtig, dass man die Kommentare seiner Lehrer versteht, insbesondere wenn man gerade 40 Meter über dem Boden schwebt.
Ich hatte mich also schon mit meinem Schicksal abgefunden, als ich Ayse kennen lernte. Sie hat sich so dafür begeistert, dass Niamh und ich mitmachen wollten, dass sie einen Instructor aufgetan hat, der gerade seinen Master in Englisch macht. „You can join!“ schrieb sie mir auf meine Facebook-Wand und noch ein bisschen mehr dazu. Seitdem bin ich offizielles Mitglied und hatte sogar schon meine erste Theorie Stunde.
Am Wochenende vor zwei Wochen sind wir dann nach Catalca gefahren, wo man von einem Probehügel springen kann. Zuvor muss man allerdings seinem Intructor beweisen, dass man den Fallschirm auch auf einem freien Feld koordinieren kann. Ich hatte mir das schwerer vorgestellt: Der Schirm wird wie ein Halbmond ausgebreitet, alle Leinen überprüft und an einem Rucksack eingehakt, der wiederum wie ein Anschnallgurtsystem um den Flieger gewickelt ist. Man läuft dann in die Richtung, aus der der Wind kommt und hebt den vorderen Teil des Fallschirms an. Das funktioniert fast von allein, weil die Leinen unterschiedlich lang sind. Dann verfängt sich der Wind in den Öffnungen auf der Vorderseite des Schirms und wird in die Gänge innerhalb des Stoffes geleitet. So lange man läuft und im richtigen Moment die Arme anwinkelt, so dass die Hände auf Schulterhöhe die Bremsen halten macht man nichts verkehrt. Und dann heben auf einmal die Füße ab…
(das bin ich!)
Bei mir hat das ganze ziemlich gut funktioniert, was wahrscheinlich zu 90 Prozent am Wind lag. Der nämlich hat sich später einen Spaß daraus gemacht, ab und zu mal aus einer anderen Richtung zu blasen. Sieben oder acht Mal bin ich über das Feld gehüpft, dann meinte Tamer, Niamhs und mein Instructor, dass wir nun bereit seien, vom Hügel zu springen. Leider war es dem Tag zu spät, aber beim nächsten Ausflug werden wir richtig fliegen!
(das ist Niamh, nachdem sie sich hingepackt hat)
(so sieht das aus, wenn man das kann)
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