Mittwoch, 29. Juli 2009

Ein weiteres herrliches Wochenende in Istanbul liegt hinter mir. Die Sonne scheint, die wenigen Bäume sind grün, und die Straßen stets „kalabalık“ - voller Menschen. Die Nächte verbringt man auf Dachterrassen und in Wasserpfeifen-Cafés. Im Sommer ist die Stadt noch einmal schöner…

Mittwoch, 22. Juli 2009

Langeweile...ein bisschen

Langsam hat sich das Leben hier in Bursa eingependelt. Jeden Morgen um halb neun fahre ich mit dem Minibus in die Stadt zur Sprachschule, es folgen vier Stunden Unterricht und gegen zwei bin ich wieder im Studentenwohnheim – oder auch nicht. Meistens essen wir gemeinsam einen Dürum und laufen noch ein wenig durch die Stadt.

Der Unterricht ist toll, mittlerweile kann ich richtige Diskussionen führen, sei es über das deutsche Schulsystem oder die Traditionen in der katholischen Kirche. Zeitungen bleiben mir aber weiterhin ein Rätsel. Ich lerne fleißig Vokabeln und freue mich über die seltsamen Reihenfolgen im Wörterbuch. Ein Beispiel:

Yar = Abgrund, Steilküste
Yara = Wunde, Narbe
Yarri = Geliebte/r
Yaramak = gut bekommen
Yaralamak = verletzen
Yaralanmak = sich verletzen

Verrückt, oder?

Am Wochenende war ich in Istanbul und habe mich mit neuen Klamotten eingedeckt. Meine kroatischen Zimmergenossinnen machten sich bereits lustig über mich, weil ich ständig etwas zu flicken hatte. Meine Hose ist gerissen, mein T-shirt hatte ein Loch, mein Schlafanzug besteht nur noch aus Fetzen. Es gibt eine Waschmaschine für das Mädchenwohnheim, und die hat bereits eines meiner T-shirts auf dem Gewissen. Aber nach dem Ausflug in die Großstadt kann ich wieder unbesorgt auf die Straße laufen.



(Ok, das Bild ist wirklich kein Kunstwerk. Und die Kombination meiner Klamotten fragwürdig, aber Ihr seht, was ich meine. Die drei Schönheiten sind zwei Kasachinnen und eine Griechin, die in Russland leben und sich momentan mit mir im Sprachkurs durch die Grammatik quälen.)




Bursa hat aber auch seine Reize und dank eines freundlichen tscherkessischen Stadtführers kann ich mir jeden Abend etwas anschauen. Gestern zum Beispiel sind wir in die Berge gefahren. Von dort aus hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt.




Am Abhang stehen viele Restaurants und Cafés. Eines ist berühmt für seinen Jahrhunderte alten Baum, der sämtliche Sitzplätze überdacht.






Mein Highlight der letzten Woche war allerdings Cumalikizik, ein kleines Dorf in der Nähe von Bursa. Es ist berühmt für sein Alter, seine osmanischen Gebäude – und die türkische Seifenoper, die in ihren Gassen gedreht wurde. Im Winter waren Niamh und ich schon einmal dort, aber damals floss kein Wasser durch die Straßen.


Dienstag, 14. Juli 2009

Angekommen

Die Schule ist gut. Wir sind nur sieben Leute in unserer Klasse, alles Frauen. Neben mir sitzen meine beiden kroatischen Zimmermitbewohnerinnen, drei tierisch aufgebrezelte Russinnen und eine Polin. Man darf Witze machen, vorausgesetzt, man muss sie nicht vier Mal erklären. Es macht Spaß dort und ich habe wirklich das Gefühl etwas zu lernen.

Bursa zeigte sich auch sonst von einer sehr schönen Seite. Nach der Schule habe ich mit einer ungarischen Mitstudentin die Stadt unsicher gemacht. Wir haben wirklich nur Türkisch gesprochen, was relativ sinnvoll war, weil sie kein Englisch spricht und wir ungefähr auf dem gleichen Level herumstottern.

Ein paar Bilder:




Aus einer alten Karawanenstation wurde ein Platz für Cafes





oben gibt es jede Menge Schals



Unten anderes Zeug.



In der Ulu Cami, dem Wahrzeichen der Stadt


nochmal Ulu Cami



war ein bisschen was los...



For Niamh: Remember this place?

Montag, 13. Juli 2009

Wenig für schwache Nerven

Vielleicht sollte ich diesem Bericht vorausschicken, dass ich hier bleiben werde und mich auf den Türkisch-Kurs freue. Weil der Text lang und die Fotos rar sind, habe ich ihn in Unterkapitel aufgeteilt. Jedes einzelne ist gut zu verstehen, wenn Euch der Rest nicht interessiert.


Tamam, simdi basliyoruz: Beginnen wir mit dem chronischen Ablauf.

Mein Flieger ist nicht abgestürzt. Pünktlich um sechs bin ich mit einer Horde schreiender Kinder gemeinsam in Istanbul Atatürk gelandet. Von dort aus konnte ich mit der Metro direkt zu Senem fahren, meiner Freundin aus Erasmus Zeiten. Mit ihr hatte ich einen tollen Abend und einen wirklich großartigen ersten Tag in Istanbul. Ihm folgte ein wirklich schöner zweiter Tag, der in Bursa endete. Genauer gesagt im Yurt. Dort sitze ich nun im Okuma Solunu (Leseraum) und berichte. Subjektiv, natürlich.


ANNE!: Türkische Kinder

Kinder in der Türkei sind verwöhnt. Das kann man nicht anders sagen. Jungs dürfen ohnehin machen, was sie wollen, Mädchen sind entweder sehr sehr ruhig oder aber völlig aufgedreht. Die Aufgedrehten erkennt man praktischerweise an den pinken Klamotten und den Barbie-Rucksäcken.

Vor allem sind sie zahlreich: Schon im Flieger von Düsseldorf nach Istanbul waren mehr Kinder als Eltern im Warteraum. „Anne“ (Mama) war das meistgesagteste Wort im Flugzeug, meist in entsprechender Lautstärke. Zu jeder Zeit schrie irgendwo ein kleines Kind und auf dem Gang liefen die Jungs herum. Im Landeanflug habe ich das erste Mal eine Stewardess über das Mikrophon ausrasten hören: „Prinzessin, das ist jetzt das letzte Mal, dass ich das sage: DU SETZT DICH JETZT HIN!“ Ich konnte mitfühlen. Entschuldigung, liebe Eltern, aber nach der Erfahrung werde ich in den nächsten fünf Jahren keinen solchen Nervenkiller in die Welt setzen.


Hos bulduk: Ein Sommerabend in Istanbul

Vom Flughafen habe ich meine 30 kg Gepäck durch die Metro geschleppt und bin leider zu spät bei Senem angekommen: Das geplante Balkan-Beats-Konzert konnten wir nicht mehr besuchen, die Fähre (!) hatte bereits abgelegt. Also sind wir nach Ortaköy gefahren, um Kumpir zu essen. Mit den gebackenen Kartoffeln in der Hand konnten wir ein Ausflugsboot kapern, mit dem wir eine Stunde lang unter dem Sternenhimmel entlang der Bosporus-Ufer den Abend genießen konnten. Im T-shirt, versteht sich. Senem hat sehr gelacht, als ich sie fragte, ob sie eine Jacke mitnimmt. Natürlich nicht!




Gerade als wir unter der hellerleuchteten Atatürk-Brücke hervorkamen, startete auf dem Wasser ein Feuerwerk. Das wird jeden Samstag abgefeuert, weil entlang der Ufer viele Restaurants sind, in denen Hochzeiten gefeiert werden. Mit den Lichtern der asiatischen Seite im Hintergrund war es einfach wunderschön. Nun bereue ich nicht mehr, die Kölner Lichter verpasst zu haben.






Zurück am Ufer sind wir in die Stadt gefahren, wo wir Senems Freunde getroffen haben. Aus Nostalgie-Gründen sind wir in die Bar gegangen, in der ich während meiner Erasmus Zeit die meisten Partys verbracht habe. Und tatsächlich habe ich eine meiner Erasmus-Kommilitoninnen getroffen. Sie wusste von mindestens einer Erasmus-Freundin von uns, die gerade ebenfalls in der Stadt ist. Ich bin nicht die einzige Istanbul-Abhängige.




Misafirim: Bursa



(Sine, Elbrus und Cankat, Senems beste Freunde)
Tscherkessen sind eine große Familie, sagt Senem. Wie ich dort hineingeraten bin, weiß ich nicht, aber es ist ein Riesenglück. Einer von Senems tscherkessischen Freunden lebt nun in Bursa und „natürlich“ hat er mich am Sonntag vom Busbahnhof abgeholt und zum Studentenwohnheim gebracht. „Natürlich“ hat er mir danach ein wenig die Stadt gezeigt und „klar“ sind wir danach essen gegangen. „Zufällig“ hat ein anderer Tscherkesse in der Nähe Hochzeit gefeiert, so dass wir ein bisschen den traditionellen Tänzen zusehen konnten. Ich hatte ein tierisch schlechtes Gewissen, aber einen tollen Abend. Bis ich ins Studentenwohnheim einzog.


Orhangazi Ögrenci Yurdu: Das Studentenwohnheim

Hat sich mal jemand von Euch über Studentenwohnheime beschwert? Ich erinnere mich vage an die Klagen über die Zeit in Berlin. Ihr habt keine Ahnung.

In der Türkei ist es normal, dass Studenten mit mehreren Kommilitonen auf einem Zimmer leben. In dem Yurt, in dem ich die nächsten sieben Wochen verbringen werde, sind sechs Personen auf einem Zimmer. Natürlich nach Geschlechtern getrennt. Ich lebe im Kiz Blogu – im Mädchen Block. Dieser zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Pinke Wände

- 15 Duschen für ein Stockwerk mit 120 Betten


- Türkische Toiletten (= Löcher im Boden)

- Zweifelhafte Matratzen
- Pinke Bettwäsche
- Zwei Steckdosen für Laptops und zwölf für Handy-Aufladegeräte
Ja, es ist so anders, wie man es sich vorstellt. Ich weiß nicht, wie man hier ernsthaft drei Studienjahre überlebt. Unser Zimmer ist zur Zeit nur halb belegt (zwei Kroatinnen und ich) und trotzdem konnte ich kaum schlafen, weil ständig irgendwoher unidentifizierbare Geräusche auftreten. Heute hatte eine meiner beiden Mitbewohnerinnen bereits den ersten Nervenzusammenbruch - Probleme mit ihrem türkischen Freund. Mal schauen, was passiert, wenn die anderen Studenten ankommen…


Tömer: Die Sprachschule


Der Minibus braucht von unserem Wohnheim zur Sprachschule etwa eine halbe Stunde. Dort werde ich in den kommenden Wochen jeden Morgen vier Stunden verbringen. Unser Kurs ist mit 16 Teilnehmern eigentlich zu groß, deshalb werden wir vermutlich noch aufgeteilt. Unsere Lehrerin heißt Müseyyin und redet gern und viel. Außerdem hat sie mal gleich erklärt, dass ihr die Türken in Deutschland peinlich sind. Na, das wird ein Spaß.

Montag, 6. Juli 2009

Auf ein Neues

Am Samstag setze ich mich wieder in einen Flieger nach Istanbul. Am Montag beginnt mein Sprachkurs in Bursa, einer Stadt südlich des Marmara-Meeres. Etwa 1,4 Millionen Menschen sollen dort laut Lonely Planet leben, im Vergleich zu Istanbul also eine Kleinstadt. Einmal war ich bereits dort, im Januar 2008, und die Stadt hat mir sehr gefallen. Angeblich ist sie eine der fortschrittlichsten Städte der Türkei, zumindest was den Umweltschutz angeht.

Leben werde ich in einem "Yurt", einem türkischen Studentenwohnheim. Das bedeutet 6-er-Zimmer in nach Geschlechter getrennten Häusern. Ich hoffe, ich werde dort einen Internet-Anschluss haben, um Euch vom Wahnsinn des Alltags unter wildfremden Frauen verschiedener Nationalitäten berichten zu können.